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Nach einer Klassenfahrt nach Weimar und Buchenwald ist die Erzieher:innen-Klasse des Gisbert-von-Romberg-Berufskolleg empört. Bäume, die in Weimar an die Toten von Buchenwald erinnern, wurden mutwillig zerstört. Heute pflanzen die Studierenden in Dortmund einen Baum der Erinnerung.

Wenn man 2022 in Dortmund seine Ausbildung zur Erzieherin/zum Erzieher macht, sind die Bezüge zum dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte überschaubar. 

Für die Klasse eFS21b ist es eine Unterrichtsreihe zur Pädagogik Janusz Korczaks, die Ausgangspunkt ist zur intensiven Auseinandersetzung mit der menschenverachtenden Ideologie der Nationalsozialisten, dem Widerstand, der sich dagegen erhob, und vor allem mit dem freiheitlich-demokratischen Gegenentwurf, der unsere heutige Gesellschaft und die darin praktizierte Pädagogik prägen.

SWEeFS21b

Janusz Korczak, ein polnischer Arzt und Pädagoge, der bereits in den 1920er Jahren in seinem Warschauer Kinderheim demokratische Erziehungsmethoden praktizierte und in seinen Publikationen Kinderrechte einforderte, hätte dem Tod im Vernichtungslager aufgrund seiner Berühmtheit entgehen können. Er entschied sich aber, seine jüdischen Waisenkinder nicht im Stich zu lassen und wurde im August 1942 in den Gaskammern Treblinkas ermordet.

Für die angehenden Pädagog:innen stellt sich die Frage: Würde ich das auch tun? Welche Rolle spiele ich für die Kinder, die mir anvertraut werden bzw. welche Rolle spielen sie für mich? Im Klassenraum lässt sich über die Frage trefflich diskutieren. Viel unmittelbarer stellt sie sich beim Passieren des Tores des Konzentrationslagers Buchenwald. 

So wie in der alltäglichen Lebenswelt der Studierenden die vergangene Nazizeit kaum eine Rolle spielt, erscheint das Grauen des Konzentrationslagers Buchenwald beim Besuch der puppenstubenhaften Stadt Weimar weit entfernt: historische Bürgerhäuser, ein prächtiges Schloss, Anna-Amalia-Bibliothek, Goethe, Bauhaus, die Wiege der Demokratie und das alles bei strahlendem Sonnenschein laden das Erlebensgefühl der Klassenreisenden maximal positiv auf. Klassenfahrt! 

Und dann der Kulturbruch, der Stimmungsbruch: nur wenige Kilometer entfernt. Buchenwald! Ein Ort der systematischen Vernichtung und Entmenschlichung. 

Für die Studierenden entsteht bereits in Buchenwald der Wunsch, selbst einen Beitrag zu leisten, die Erinnerung an die Opfer wach zu halten und ein Zeichen für ein menschliches Miteinander zu setzen. Und ironischer Weise liefern Feinde der Erinnerungskultur, die in Weimar gepflanzte Bäume der Erinnerung zerstört haben, die Idee: Die Klasse pflanzt in Dortmund einen Baum der Erinnerung. 

Vielleicht noch wichtiger als dieses Symbol erscheint aber die gewonnene Erkenntnis, wie wichtig die eigene pädagogische Arbeit ist. Wie wichtig es ist, den anvertrauten Kindern und Jugendlichen mit Achtung zu begegnen, ihnen kreatives und innovatives Denken zu ermöglichen und ihnen Offenheit gegenüber Neuem und die Liebe zum Menschen vorzuleben. Ganz im Sinne Korczaks!