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Seit letzter Woche gehört auch das Gisbert-von-Romberg-Berufskolleg zu den Förderern von Streuobstwiesen in Nordrhein-Westfalen. Letzte Woche wurden mithilfe der Bürgerinitiative „Grüner Kreis e.V.“ sowie dem Tiefbauamt der Stadt Dortmund, vertreten durch Herrn Lutz Pagenkopf, 27 Bäume alter Obstsorten auf einer Wiese des Schulgeländes in Dortmund-Hacheney gepflanzt.

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Was ist eine Streuobstwiesen?

Streuobstwiesen sind wertvoller Bestandteil einer artenreichen Kulturlandschaft mit einem besonders hohen Wert für den Erhalt der biologischen Vielfalt. Nebenbei liefern sie uns gesundes, regionales Obst. Unter Streuobst versteht man dabei hochstämmige Obstbäume, die in Reihen, Gruppen oder als flächige Bestände auf Wiesen oder Äckern locker verstreut angepflanzt werden. Im Unterschied zu Obstplantagen wird Streuobst jedoch nur extensiv, also sehr pfleglich bewirtschaftet. Dies bedeutet, das chemische Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger nicht zum Einsatz kommen. Dadurch sind Streuobstwiesen als Lebensraum für Tiere und Pflanzen besonders wertvoll.

Der Lebensraum Streuobstwiese wurde ab den 1950er Jahren allerdings stark bedroht. Hauptursachen waren der Strukturwandel in der Landwirtschaft, die EU-Agrarpolitik (billige Importe aus dem Ausland, Obstbaum-Rodungsprämien) und Flurbereinigungsmaßnahmen. Insgesamt sind 80% der Streuobstwiesen in Nordrhein-Westfalen verschwunden. Auch heute müssen Streuobstwiesen Neubaugebieten, Straßen oder der Anlage von Industrieflächen weichen. Aber auch die Nutzungsaufgabe und fehlende Nachpflanzung führten langfristig zur Bestandsvernichtung. Streuobstwiesen gehören deshalb zu den stark gefährdeten Lebensräumen in Deutschland. Dies gilt im Besonderen für städtische Gebiete, da eine Bebauung der Flächen meist lukrativer erscheint.

Welche Tiere und Pflanzen werden gefördert?

Streuobstwiesen weisen eine hohe Biodiversität auf und sind Lebensraum für mehr als 3000 Tier- und Pflanzenarten. Im Bodenbereich der Bäume leben Spitzmaus, Feldmaus und Igel. Zusammen mit Hasen und Vögeln machen sie sich über das Fallobst her. Am Stamm wachsen Moose und Flechten und in der rissigen Rinde leben verschiedene Käferarten. Ökologisch besonders wertvoll sind morsche Stellen im alten Holz. Hier findet man selten gewordene  totholzbewohnende Insekten. In Baumhöhlen und großen Astlöchern nisten Singvögel und Spechte. Verlassene Höhlen und Baumspalten dienen Fledermäusen als Quartier. Die Baumkronen bieten vielen Vogelarten Brutplätze. Für eine Vielzahl von Insekten stellt das Blattwerk Nahrung und Lebensraum dar. Vor allem die Altbäume einer Streuobstwiese sind ökologisch wertvoll. Je älter ein Obstbaum wird, desto höher ist seine Bedeutung für die Natur.

Grünes Klassenzimmer für eine nachhaltige ökologische Bildung

Passend zur Einführung des neuen Konzeptes „Ökologische Bildung – Bildung zur Nachhaltigen Entwicklung“ am Gisbert-von-Romberg-Berufskolleg, konnte die Projektgruppe „Streuobstwiese“ aus der eFS19b (Erzieherausbildung) gemeinsam mit den Fachlehrern Herrn Beem, Herrn Günnigmann, Herrn Dr. Loos und der Schulleitung mit Herrn Krutmann und Herr Holzhauer die Anlage einer Streuobstwiese in Angriff nehmen. Die angehenden Erzieherinnen und Erzieher konnten dabei schon erste praktische Erfahrungen beim Einpflanzen der Obstbäume sammeln. So haben sie schon gelernt, wie man Bäume fachgerecht einpflanzt und welchen Abstand die Hoch- und Halbstämme voneinander haben müssen, damit sich später eine schöne Baumkrone ausbildet. Bereits bei der Sortenauswahl waren die Studierenden erstaunt, wie viele alte regionale Obstsorten es gibt. In den Geschäften kann man ja immer nur ein paar „normale“ Standardsorten kaufen. Weitere praktische Tätigkeiten, wie die Pflege der Streuobstwiese, der richtige Baumschnitt und die Anlage einer Wildblumenwiese werden für diese Projektgruppe noch hinzukommen.

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v.l.n.r.: Serhat Kop, Alina Librenz, Seyma Koca, Lutz Pagenkopf, Frank Beem, Dr. Holger Loos, Rahime Erasian, Steffen Günnigmann, Dirk Thomas, Sema Artin, Klaus Krutmann (Schulleiter)

Bis zur ersten Obsternte und Verarbeitung des Obstes werden zwar noch ein paar Jahre vergehen – aber bis dahin können die künftigen Studierenden das Biotop Streuobstwiese als „Lernort Natur“ kennenlernen und die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt untersuchen. Mit diesem Wissen und den gesammelten praktischen Erfahrungen, können sich die angehenden Erzieherinnen und Erzieher als Experten für Nachhaltige Ökologische Bildung in Tageseinrichtungen für Kinder aktiv einbringen und mit den Kindern eigenständig Projekte entwickeln.